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"Nationalhymne" - Homage an Jimi Hendrix -


Eine virtuose Komposition, Improvisation, für Violoncello von Burkard Maria Weber, gespielt mit dem Rundbogen (Bach.Bow) auf einem Floß im Staffelsee (Bayern) Kamera/Schnitt: Heiko Bokern.



C o n c e r t o V e r t i c a l 2 0 2 0 p r ä s e n t i e r t :


Ich spiele bei diesem Projekt die deutsche Nationalhymne auf einem schwankenden Floß mitten im Staffelsee, weil das schwankende Wasser symbolisch dafür steht, auf welchen unsicheren Boden man sich begibt, wenn man sich überhaupt musikalisch, künstlerisch, mit einer Nationalhymne auseinandersetzt und weil das schwankende zerbrechliche Floß auch ein schönes Bild für die Situation von Kunst und Kultur in der jetzigen Pandemie geprägten Zeit ist.

Mit nur fünf Noten zaubert Joseph Haydn ein Lächeln aufs Gesicht, einen Sonnenstrahl ins Gemüt. Es ist der Anfang des so genannten "Kaiserquartetts", eines seiner letzten, großen Werke für vier Streicher. Mit wenigen Noten ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Eine kleine Geste, kaum zwei Sekunden lang, aufgebaut aus einfachsten musikalischen Bausteinen. Und doch, oder gerade deswegen, ganz große Kunst. Warum er ausgerechnet die Anfang 1797 vollendete Hymne auf den Text "Gott erhalte Franz den Kaiser" zum Thema des zweiten Satzes dieses Quartetts gemacht hat? Vermutlich ging ihm der gesangliche Fluss des Lieds nicht aus dem Kopf, der auch den enormen Erfolg der Hymne herbeigeführt haben dürfte. Texte und Nationen wechselten im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte. Die Melodie der "Kaiserhymne" blieb.(Quelle SWR)

Als Joseph Haydn diese Hymne mit diesem Titel schrieb, könnte man dies vordergründig als euphorischen Nationalstolz fehlinterpretieren und Haydn hätte sich sicher auch nicht im Ansatz vorstellen können, was alles später, auch Furchtbares, im Namen dieser Hymne durch die Zeit hin geschehen würde.

Betrachtet man aber den historischen Kontext dem diese Hymne, mit dem Titel „Gott erhalte Franz den Kaiser“ entstammt, drängt sich eine andere Interpretation auf.

1789 zerschlug die Französische Revolution die höfischen Strukturen zu denen auch die Pflege der klassischen Musik gehörte, und danach kam mit Napoleon ein Kaiser, der als „moderner Staatsverwalter“ kein großes Interesse an der Kultur überhaupt hatte.

Die europäischen Fürsten und Königshäuser, also der Staat, war Förderer und Arbeitgeber der Kunst und Musikszene, ohne dessen Einsatz es diese europäische Kultur in dieser Form nie gegeben hätte. Auf einen Schlag wurde unvermittelt alles in Frage gestellt, was sich über hunderte Jahre aufgebaut hatte.

Ich betrachte daher den Titel „Gott erhalte Franz den Kaiser“ eher als Stoßseufzer für die Kunst gegen die Formalitäten des Napoleonischen „Code Civil“. Und das ist eine interessante Parallele zur heutigen Zeit, wo Kunst und Musik oft unter rein kommerziellen Aspekten, aus kapitalorientierter Sicht, als sich selbst tragende Unternehmung fehlinterpretiert wird.

Diese Nationalhymne ist aber auch eine Verneigung vor „Star Spangled Banner“ von Jimi Hendrix, der die amerikanische Nationalhymne in einem Rückkoppelungsinferno spielerisch zerlegt hat und damit das Lebensgefühl einer ganzen Generation zur Zeit des Vietnam Krieges mit ihrer Sehnsucht nach Frieden, in Töne fasste.

Aber ich will hier etwas Neues versuchen. Nicht eine weitere „Historisch Informierte“ elektrische Version, sondern Eine, gespielt auf einem alten Violoncello mit einem Rundbogen (Bach Bogen), der es ermöglicht mehrstimmige Akkorde wie auf einer Gitarre zu spielen.

Dabei spielt der reiche Klang des akustischen Cellos mit seinen warmen Farben eine wichtige Rolle, denn er kommt dem Klang von Hendrix sehr nahe, der großen Aufwand betrieb den E-Gitarren Klang so „fett“ zu kriegen, dass er Wärme und Emotionalität transportiert wie man sie so eher von Streichinstrumenten kennt.

Meine Version der Hymne will eine moderne Interpretation sein, eine Improvisation, die mal kritisch, mal ironisch, mal augenzwinkernd das Werk von der Patina befreit die es umgibt.

Sie soll ein wenig aufrütteln und anregen Stellung zu beziehen. Für etwas dafür oder dagegen zu sein aber es politisch demokratisch zu formulieren und auszutragen.

Wir leben in einer Zeit wo Nazis und Rechtspopulisten im Parlament eingezogen sind und ich finde das geht gar nicht!

Ich habe diese Version der Hymne auch geschrieben, weil sie von keiner Strömung zu missbrauchen ist, denn sie hält allen den Spiegel vor.

Mir hat es einfach Spaß gemacht, diese besondere Version zu schreiben und zu spielen, und ich muss sagen, wir haben eine wirklich schöne Nationalhymne, das ist einzigartig gute Musik, und als Musiker und Komponist hat mich diese angeregt Kunst zu machen, die ich unvergleichlich schön finde.

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